Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Was macht der Mensch unter der Erde? Wie ergeht es ihm dort? Dieser Aufsatz soll das unterirdische Wirken des Menschen über die Jahrtausende hinweg im Überblick darstellen. Um den Text möglichst übersichtlich und verständlich zu gestalten, konnte auf Vereinfachungen nicht verzichtet werden. Zudem können hier auch nur allgemeine Trends und Entwicklungen dargelegt werden – jede andere Vorgehensweise würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Der Text ist schwerpunktmäßig auf den europäischen bzw. westlichen Kulturkreis ausgerichtet, da das Ausmaß der Bebauung des Untergrundes aufgrund der früh erfolgenden Industrialisierung dort (noch) am größten ist.
Den ersten Schritt in den Untergrund hinein stellten die menschlichen Aktivitäten in unterirdischen Höhlen dar. Diese natürlichen Hohlräume, wie sie zum Beispiel in Frankreich und Spanien häufig vorkommen, wurden ursprünglich von Menschen gemieden. Dies hing damit zusammen, dass man sich in der Dunkelheit kaum orientieren konnte. Zudem wurden sie oft von gefährlichen Tieren wie zum Beispiel Bären bewohnt. Erst die Beherrschung des Feuers ermöglichte es, Licht in das Dunkel zu bringen und wilde Tiere zu vertreiben. Die Höhlen schützten vor extremen Wetterlagen und bis zu einem gewissen Grade auch vor Feinden. Die ersten Höhlen wurden vor etwa zwei Millionen Jahren im Süden Afrikas besiedelt. Es ist nicht genau geklärt, wie viel Zeit die Menschen jeweils in Höhlen verbrachten. Ursprünglich gingen viele Archäologen davon aus, dass die Höhlen durchgehend bewohnt waren. Heutzutage nehmen zumindest einige Forscher an, dass der Aufenthalt in den Höhlen nur zeitweilig, saisonal bedingt, stattfand.
Vor etwa 100 000 Jahren vollzog sich ein Umbruch in der Geschichte der Menschheit, der zugleich einen weiteren Schritt in den Untergrund hinein darstellte: Die ersten Begräbnisse fanden statt. Wo und unter welchen Umständen dies zuerst geschah, ist nicht genau bekannt – die ersten Begräbnisse haben nur wenige Spuren hinterlassen. Möglicherweise fanden sie primär in Höhlen statt. Aber schon bald bildeten sich erkennbare Muster heraus: Die Toten wurden in bestimmten Positionen begraben und ihre Leichen oft mit Ocker besprüht. Die Archäologen gehen davon aus, dass dieser rote Stoff wahrscheinlich Blut symbolisieren sollte, das man den Toten „mit auf den Weg“ geben wollte. Dann wurden den Verstorbenen zunehmend auch Beigaben wie zum Beispiel Waffen und Schmuck ins Grab gelegt. Diese Gegenstände, anhand derer sich die soziale Stellung der Verstorbenen erkennen lässt, sollten die Toten sinnbildlich für das Jenseits rüsten.
Dieser Schritt darf hinsichtlich seiner kulturellen Bedeutung nicht unterschätzt werden. Im Zusammenhang mit der Frage, ab wann unsere Vorfahren eindeutig aus dem Reich der Tiere heraustraten und zum Wesen Mensch wurden, sind oft die Erfindung des Faustkeils und die Beherrschung des Feuers angeführt worden. Zweifelsohne stellen sie große Entwicklungsschritte dar. Aber letzten Endes waren sie nur Hilfsmittel, die die Lebenserwartung der Menschen erhöhten, aber in primitiverer Form auch schon im Tierreich existierten (so verwenden zum Beispiel Affen mitunter Steine als Hilfsmittel bei der Jagd oder der Zubereitung von Nahrung). Das Begraben der Toten war jedoch die erste Handlung, die nicht unmittelbar dem Überleben diente, sondern sich auf ein Jenseits bezog, dessen Existenz nur angenommen, auf der Erde aber nicht real erfahren werden konnte. Es ging hier also um einen Glauben, eine erste Form der Religion, die den Menschen als reflektierendes Wesen voraussetzt. Insofern ist es vielleicht nicht übertrieben, zu sagen, dass die Bestattung der Toten eine erste kulturelle bzw. religiöse Handlung des Menschen gewesen sein könnte.
Einen frühen kulturellen Höhepunkt der Menschheit stellt die Höhlenkunst dar, die vor allem mit den Namen Lascaux und Altamira assoziiert wird. Tatsächlich war die Höhlenkunst aber ein weltweites Phänomen (2011 wurde übrigens auch in Deutschland steinzeitliche Höhlenkunst entdeckt). In ihren frühesten Formen geht sie möglicherweise auf muldenförmige Eingravierungen im indischen Staat Madhya Pradesh zurück, deren Alter auf etwa 200 000 Jahre geschätzt wird. Die Blüte der europäischen, afrikanischen und südamerikanischen Höhlenkunst wird generell auf den Zeitraum von 40 000 bis 10 000 vor Christus datiert. Wenn man bedenkt, dass die Menschheit zu jener Zeit erst ein relativ niedriges kulturelles Niveau erreicht hatte, überrascht es besonders, welch unglaubliche Kunstfertigkeit sich an den Wänden der Höhlen entfaltete. Komplexe Strukturen, räumliche Perspektive, Schattierungen und sogar Abstraktion sind in vielen Darstellungen zu erkennen – alles Charakteristika, die man nur mit entwickelten, ausgereiften Formen der Malerei in Verbindung bringen würde. Was die Funktion dieser Malereien betrifft, so glauben die meisten Forscher, dass die Kunstwerke eine rituelle Funktion erfüllten: Sie sollten Glück bei der lebensnotwendigen Jagd bringen. Heutzutage sind viele der europäischen Bilderhöhlen nicht mehr öffentlich zugänglich, da die Feuchtigkeit und Wärme, die Besucher in die Höhlen bringen, eine Bedrohung für die Bilder darstellen. In einigen Fällen hat man in der Nähe der Standorte künstliche Höhlen mit Kopien der Malereien gebaut.
Einen weiteren Schritt in den Untergrund stellten die Anfänge des Bergbaus dar. Um 40 000 vor Christus wurde im Süden Afrikas bereits Ocker unterirdisch abgebaut. Von besonderer Bedeutung sollte dann vor allem der Feuerstein sein. Er wurde für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen benötigt. Er war relativ einfach zu bearbeiten; man konnte kleinere Stücke abschlagen, ohne dass dadurch der Stein zersplitterte oder rissig wurde. Nachdem die an der Oberfläche zugänglichen Vorräte aufgebraucht waren, gingen die Menschen in verschiedenen Regionen dazu über, Feuerstein unterirdisch abzubauen. In Europa geschah dies seit etwa 13 000 vor Christus. Ein gängiges Verfahren war dabei, sich mehrere Meter tief vertikal in das Gestein hineinzuarbeiten. Vom Boden des Loches aus wurden dann horizontale Stollen in verschiedene Richtungen getrieben. Leider hat diese Form des Abbaus nur wenige archäologische Spuren hinterlassen. Aber eines ist sicher: Bereits diese einfache Form des Bergbaus, die nur wenige Meter tief in die Erdkruste reichte, wird schon einen ersten Tribut an Menschenleben gefordert haben – ein Vorgeschmack auf die vielen Toten, die bis heute im Bergbau zu verzeichnen sind.