Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Alle 20-30 Minuten tritt irgendwo ein Mensch auf eine Landmine.
Landminen sollen nicht töten, sondern schwer verletzen.
Landminen werden von ihren Opfern selbst ausgelöst.
Die Opfer sind meistens Zivilisten. So haben z.B. die sowjetischen Schmetterlingsminen, die wie Spielzeug aussehen, zahllose afghanische Kinder verstümmelt.
Springminen schnellen aus dem Boden hervor und explodieren in Höhe des Unterleibes.
Springminen werden durch Stolperdrähte ausgelöst. Mitunter explodieren sie auch, wenn man die Drähte durchschneidet.
Die chinesische T 72B ist der Albtraum aller Minenräumer: Sie detoniert bereits, wenn man sie um 10 Grad neigt.
In Ägypten töten die während des Zweiten Weltkrieges verlegten Landminen immer noch Menschen.
Vier Prozent des bosnischen Staatsgebietes sind minenverseucht. Ungefähr 670 000 Sprengkörper liegen noch dort. Erst in etwa 50 Jahren wird man sie geräumt haben.
Seit 1991 wurden in Afghanistan über 400 000 Menschen von Landminen getötet oder verstümmelt.
Über diese heimtückischen Waffen ist bereits viel gesagt und geschrieben worden. Hier nur ein kurzer Blick in die „Gärten des Teufels“:
1) Was sind Landminen?
Landminen, oft auch nur Minen genannt, sind Sprengkörper, die meistens ein paar Zentimeter tief in der Erde vergraben werden. Sie explodieren, sobald jemand auf sie tritt. Neben dieser üblichen Variante gibt es auch Minen, die nicht eingegraben, sondern aus Flugzeugen abgeworfen bzw. mit Raketenwerfern oder Artillerie über das Gelände verteilt werden. Aufgrund ihrer geringen Größe und der Verwendung von Tarnfarbe kann man sie dann kaum noch ausmachen - vor allem im Unterholz oder im Dschungel. Darüber hinaus gibt es auch durch Stolperdrähte ausgelöste Sprengkörper, z.B. die „Springminen“, die in die Luft geschleudert werden und erst dann explodieren. Dadurch potenziert sich ihre Wirkung.
Die meisten Landminen sind „Anti-Personen-Minen“, die gegen Menschen eingesetzt werden. Wer auf sie tritt, verliert oft ein oder beide Beine und erleidet schwere Verletzungen des Unterleibes. Durch die Splitter wird oft auch der Oberkörper in Mitleidenschaft gezogen. Auf eine Mine treten bedeutet normalerweise, dass man den Rest seines Lebens mit Behinderungen verbringt.
Daneben gibt es noch die „Anti-Tank-“ bzw. „Anti-Fahrzeug-Minen“. Sie sind viel größer als Anti-Personen-Minen und werden erst durch starken Druck ausgelöst. Panzer können durch diese Sprengkörper schwer beschädigt oder gar zerstört und ihre Insassen getötet werden. Normale Fahrzeuge werden durch diese Minen meistens vollständig vernichtet, die Insassen überleben die Detonation meistens nicht.
Neben den Landminen gibt es noch Seeminen, die gegen Schiffe verwendet werden, und Luftminen, die während des Zweiten Weltkrieges von Flugzeugen abgeworfen wurden.
2) Welchen Zweck erfüllen Landminen?
Landminen sollen drei Aufgaben erfüllen, die nicht immer genau voneinander getrennt werden können:
Verlegt man flächendeckend eine größere Anzahl Minen, so entsteht ein „Minenfeld“ oder ein „Minengürtel“. Diese Gebiete können von feindlichen Truppen nicht mehr oder nur noch sehr langsam betreten werden. Der Gegner wird also in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. In dieser defensiven Funktion werden Minen z.B. verwendet, um Stellungen oder Stützpunkte zu sichern. Ein potentieller Angreifer riskiert bei einem Angriff größere Verluste durch die Minen. Wenn er wiederum versucht, diese zu räumen, verliert er dadurch viel Zeit und setzt sich dabei dem Feuer der Verteidiger aus.
Einzeln verlegte Minen sollen die Kräfte gegnerischer Truppen schwächen und ihre Bewegungen verlangsamen. Der Soldat, der auf eine Mine getreten ist, kann sich nicht mehr eigenständig fortbewegen, er muss getragen werden. Somit setzt eine Mine nicht nur einen, sondern gleich drei Soldaten außer Gefecht. Deswegen sollen Minen auch nicht töten – sie sollen „nur“ schwer verletzen. Der Anblick der schrecklichen Wunden soll zudem die anderen Soldaten demoralisieren.
Drittens werden Minen auch gezielt gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. So verlegen z.B. Soldaten auf dem Rückzug in Dörfern und den umliegenden Feldern Minen, die diese Gebiete unbewohnbar machen können. Sobald die Bewohner nämlich bemerken, dass ihre Heimat vermint ist, flüchten sie oft oder trauen sich nicht mehr, ihre Felder zu bestellen. Auf diese Art und Weise können ganze Landstriche entvölkert werden.
Die Militärs haben Landminen schon immer geschätzt. Sie sind sehr billig, können schnell verlegt werden und schaden dem Gegner – ohne eigene Soldaten zu gefährden. Pol Pot, der Anführer der Roten Khmer, die in den Siebzigern ein Drittel der kambodschanischen Bevölkerung ermordeten, sagte über Minen: „Sie sind billig, beziehen keinen Sold, brauchen keine Verpflegung, schlafen nie und sind rund um die Uhr einsatzbereit.“
Vielleicht sind Landminen perfekte Waffen: Sie müssen nicht bedient werden - das Opfer löst sie selbst aus! Zugleich unterscheiden Minen nicht zwischen Soldaten und Zivilisten. Sie richten sich gegen alle Menschen!
3) Seit wann gibt es Landminen?
Die Vorläufer der Landminen waren mit Stacheln gespickte Fallgruben, die schon in der Antike z.B. von römischen Soldaten ausgehoben wurden. Ihnen folgten ausgelegte Netze mit Stacheln, die man während des Mittelalters u.a. in Großbritannien verwendete. Primitive Sprengfallen tauchten bereits im 13. Jahrhundert in China auf. Die so genannten „fougasses“ waren die ersten mit Sprengstoff gefüllten Landminen, die ab dem 16. Jahrhundert in Europa eingesetzt wurden. Dabei handelte es sich eigentlich aber um eingegrabene Kanonen, die per Fernsteuerung gezündet wurden und eine größere Anzahl von Steinen bzw. Metallstücken verschossen. Ihr Einsatz erforderte allerdings einen großen Aufwand.
Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) setzten die konföderierten Truppen zum ersten Mal moderne Landminen ein, die durch Druck gezündet wurden. Die Anzahl der Opfer, die sie forderten, war relativ gering. Während des Ersten Weltkrieges wurden an der Westfront von allen kriegsführenden Parteien zahlreiche Minen verlegt. Dabei handelte es sich oft um improvisierte Modelle, die in „Eigenproduktion“ von den Soldaten zusammengesetzt wurden. Sie spielten insgesamt nur eine begrenzte militärische Rolle.
Der erste systematische Einsatz von Landminen geschah während des Zweiten Weltkrieges durch deutsche Truppen, die insgesamt 35 Millionen Sprengkörper verlegten. Die Mine hatte sich somit zu einem Instrument der strategischen Kriegsführung entwickelt. Darüber hinaus wurde sie technisch immer weiter perfektioniert, z.B. durch die Erfindung der bereits erwähnten Springmine. Die deutschen Ingenieure entwickelten auch Vorrichtungen, die das Räumen der Minen verhindern sollten, so genannte „Aufnahmesperren“. Solche Sprengkörper detonierten, wenn Minenräumer sie bewegten. Zudem reduzierte man die Sprengstoffladung der Minen so sehr, dass sie nicht mehr töteten, sondern vorrangig schwere Verletzungen hervorriefen. Auch die sowjetischen Truppen verlegten während des Krieges unzählige Minen – die Schätzungen reichen von 60 bis 220 Millionen Stück.
In der Nachkriegszeit wurden Landminen in vielen Konflikten eingesetzt, vor allem in Asien und Afrika. So verminte z.B. die amerikanische Luftwaffe große Teile von Laos, um diese Gebiete für gegnerische Guerilla-Kämpfer zu sperren. Sehr viele Landminen wurde in den achtziger Jahren auch von sowjetischen Truppen in Afghanistan verlegt. Zuletzt gab es vor allem während der Bürgerkriege im ehemaligen Jugoslawien einen großflächigen Einsatz dieser Waffe.
4) Welche Länder sind heutzutage durch Landminen gefährdet?
Insgesamt liegen noch in 70 Ländern ungeräumte Landminen, deren Anzahl auf 110 Millionen Stück geschätzt wird. In folgenden Staaten ist die Situation besonders problematisch: Afghanistan, Angola, Ägypten, Äthiopien, Bosnien, China, El Salvador, Eritrea, der Irak, Kambodscha, Kroatien, Laos, Mosambik, Nikaragua, Somalia, der Sudan und Vietnam. Die Minen in diesen Ländern wurden über ein halbes Jahrhundert hinweg verlegt: In Ägypten stammen sie noch aus dem Zweiten Weltkrieg, in Bosnien wurden sie erst in den neunziger Jahren eingesetzt. Landminen können also über Jahrzehnte hinweg „scharf“ bleiben und noch Generationen bedrohen, die die ursprünglichen Kriege gar nicht miterlebt haben!
5) Wie wirken sich Landminen auf die Bevölkerung aus?
Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahre 2003 gab es weltweit etwa 15-20 000 Minenopfer, die schwer verwundet bzw. verstümmelt oder getötet wurden. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Zivilisten. Vor allem Kinder, die oft kein Bewusstsein für die von Landminen ausgehende Gefahr haben, werden Opfer dieser Sprengfallen. Sie treten zumeist auf die verstreuten „Einzelgänger“, die planlos in der Landschaft verlegt wurden. Der Verlust von Gliedmaßen ist für Kinder besonders traumatisch, da sie aufgrund ihres Wachstums regelmäßig neue Prothesen brauchen. Dafür haben ihre Familien oft aber kein Geld. Menschen, die auf Minen getreten sind, bleiben häufig ihr Leben lang Pflegefälle und stellen für ihre Gemeinden somit eine große Belastung dar. Die Lage wird dadurch verschärft, dass es oft die verarmten Länder der Dritten Welt sind, die Probleme mit Landminen haben. Und gerade diese Staaten verfügen nicht über die Ressourcen, um Minen flächendeckend zu räumen!
Darüber hinaus wird in stark minenverseuchten Gebieten die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen: Die Straßen können nicht mehr befahren werden. Bauern bestellen ihre Felder nicht mehr. Das Vieh kann nicht mehr weiden. Die Forstwirtschaft liegt darnieder. Touristen bleiben aus. Flüchtlinge kehren nicht mehr zurück. In Staaten wie Afghanistan, Bosnien und Kroatien wird der Wiederaufbau nach den jüngsten Kriegen durch Landminen erheblich verzögert.
6) Kann man Landminen nicht einfach räumen?
Eine Mine kostet nur ein paar Euro und wird innerhalb weniger Minuten verlegt. Ihre Räumung aber kann tausendfach so teuer sein. Riesige Gebiete müssen dabei mit pedantischer Genauigkeit abgesucht werden. Oft ist es dafür notwendig, die Vegetation vor Ort zurückzuschneiden – wobei aber z.B. die Stolperdrähte von Springminen ausgelöst werden können. Dann muss der Boden mit kleinen Stangen bzw. Metalldetektoren mühsam abgesucht werden. Die Arbeit wird durch die erwähnten Aufnahmesperren erschwert. So explodiert z.B. die chinesische T 72B bereits, wenn man sie um zehn Grad kippt. Die „Kreativität“ der Konstrukteure kennt in diesem Zusammenhang keine Grenzen!
Bei der Suche nach Landminen werden mitunter Hunde oder Hamsterratten und bald wahrscheinlich auch Bienen eingesetzt. Diese Tiere verfügen über einem extrem empfindlichen Geruchssinn und können die Sprengstoff-Moleküle der Minen riechen. Darüber hinaus probiert man schon seit dem Zweiten Weltkrieg die mechanische Räumung von Landminen, z.B. mit Räumpanzern, die mittlerweile auch ferngesteuert werden können. Aber: Diese Geräte bringen die Minen zur Explosion, was z.B. Ackerland chemisch verseuchen kann. Auch die Vegetation wird bei diesem Verfahren in Mitleidenschaft gezogen. Und: Die mechanisierte Minenräumung ist nur auf einer halbwegs ebenen Grundfläche möglich.
Letzten Endes müssen Minen immer von Menschen aufgespürt und unschädlich gemacht werden. Maschinen arbeiten auch nicht gründlich genug. Und Gründlichkeit ist extrem wichtig: Wenn nämlich Flüchtlinge in angeblich geräumte Gebiete zurückkehren und feststellen, dass dort immer noch Minen liegen, verlassen sie die Region oft wieder. Die Minenräumer haben ihre Arbeit dann umsonst gemacht!
Es würde etwa 100 Milliarden US-Dollar kosten, alle betroffenen Länder minenfrei zu machen.
7) Was wird sonst noch gegen Minen getan?
1999 wurde nach jahrzehntelanger Tätigkeit zahlloser Initiativen ein großer Durchbruch im Kampf gegen Landminen erzielt: Die „Internationale Konvention über das Verbot von Anti-Personen-Minen“ (auch Ottawa-Konvention genannt) trat in Kraft. 153 Staaten haben diesen Vertrag momentan (Juli 2005) unterzeichnet, acht davon müssen ihn noch ratifizieren. Weitere 40 Länder sind der Konvention aber noch nicht beigetreten – darunter die USA, Russland und China (die zu den großen verbleibenden Landminen-Produzenten gehören). Etwa 15 Staaten stellen immer noch Landminen her.
Obwohl die Ottawa-Konvention einen großen Erfolg darstellt, kann sie erst ganz und gar wirksam werden, wenn alle Staaten sie unterzeichnet haben! Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Verbot nicht für Anti-Tank-Minen gilt. Da diese Sprengkörper wiederum oft mit Aufnahmesperren ausgestattet sind, müssten sie eigentlich aber ohnehin als Anti-Personen-Minen angesehen und im Rahmen der Konvention verboten werden. Ein weiteres Problem stellen die „Streubomben“ dar, manchmal auch „Splitterbomben“ oder „cluster bombs“ genannt. Dabei handelt es sich um kleine Bomben, die in großer Zahl von Flugzeugen abgeworfen oder mit Raketenwerfern bzw. Artillerie verschossen werden. Wegen einer extrem hohen Blindgängerquote von bis zu 40% sind sie hinsichtlich ihrer Wirkung mit Landminen vergleichbar. Auch sie müssten verboten werden – ebenso die „Rollbahnminen“, die gegen Flughäfen eingesetzt werden, Menschen aber so gefährden wie konventionelle Landminen.
8) Was können Sie gegen Landminen tun?
Unterstützen Sie die Organisationen, die sich gegen Landminen engagieren!
Das Problem ist erst dann gelöst, wenn alle Staaten die Ottawa-Konvention unterzeichnet haben, wenn auch Anti-Tank-Minen, Streubomben und Rollbahnminen verboten werden und wenn alle Minen weltweit geräumt sind. Schreiben Sie auch Ihren Bundestagsabgeordneten, schreiben Sie Ihren Regierungen!
9) Hilfsorganisationen
www.landmine.de (Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen)
www.wom.ch (Stiftung Welt ohne Minen)
www.mgm.org (Stiftung Menschen gegen Minen)
Der Verfasser dankt den Organisationen „Stiftung Welt ohne Minen“ und „Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen“, die ihn bei den Recherchen für diesen Text unterstützten.
Niko Rollmann