Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Einen Untergrund-Termin der besonderen Art konnten zwei unserer Vereinsmitglieder diesen Sommer in Italien genießen: eine Führung durch das unterirdische Neapel. Die im Süden des Landes gelegene Metropole ist eine der aufregendsten Städte Europas. Oft wird sie als Stadt des Verbrechens bzw. der Mafia stigmatisiert. Man hört Geschichten von betrügerischen Taxifahrern, Müllbergen und allgegenwärtigen, Touristen über den Haufen fahrenden Mopeds. Wer sich aber auf Neapel mit all seinen Eigenarten einlässt, kann diesen Ort als pulsierende, spannende, ungewöhnliche Großstadt erleben. Neapel ist „street life“ pur und selten kann man so vielen lebhaften, hübschen Frauen und Männern begegnen wie dort.
Darüber hinaus ist auch der neapolitanische Untergrund sehr sehenswert. Der Verein „Napoli Sotterranea“ bietet Führungen durch die Unterwelt der Stadt an. Und das ließen wir uns nicht zweimal sagen! Eine attraktive, fließendes Deutsch sprechende Dame namens Nadja, die für den Ticketverkauf und sonstige Modalitäten verantwortlich war, bereitete uns einen charmanten Einstieg in den Untergrund. Und dann ging es auch schon los. Die Führung fand in englischer Sprache statt und bestand aus zwei Teilen. Zuerst betraten wir ein ganz normal wirkendes Wohnhaus: Unsere leicht verwunderte Gruppe fand sich in einer „guten Stube“ wieder – bis der Referent eine Klappe im Boden öffnete und wir in die Reste eines alten, ab dem 4. Jahrhundert vor Christus errichteten griechisch-römischen Theaters hinabstiegen.
Nach etwa 15 Minuten machte sich dann leichter Unmut breit: So viel war in dieser Räumlichkeit eigentlich gar nicht zu sehen; der Referent erzählte zu viel über sich selbst und zu wenig über den Untergrund. Der zweite Teil der Führung – sozusagen das Filetstück – verwandelte die Tour dann aber doch in ein großes Highlight: Nach einem kurzen Fußmarsch begaben wir uns in die Tuffsteinschichten, die bereits von den Griechen als Steinbrüche und Katakomben genutzt und später von den Römern für den Bau einer Wasserversorgung verwendet wurden. Diese Höhlen liegen ganze 35 Meter tief, wahrhaftig ein beeindruckender Abstieg! Während des Zweiten Weltkrieges wurden sie als Luftschutzräume verwendet. Unser Referent lief nun zur Höchstform auf. Er erklärte nicht nur die Nutzung als Bunker, sondern erläuterte auch plastisch die historischen und politischen Hintergründe des Faschismus (die bei entsprechenden Führungen in Deutschland oft ausgeblendet werden) – und feuerte dabei auch die eine oder andere Granate auf Herrn Berlusconi ab.
Im weiteren Verlauf der Tour gab es noch ein paar Überraschungen: Was bitte machte der deutsche Panzer in der Höhle? Und wie hatte er es die ganzen 35 Meter unter die Erde geschafft? Nun, er wurde stückweise eingebracht und dient als Kulisse für die Theaterstücke, die dort gelegentlich aufgeführt werden. Und was war das für eine hell beleuchtete, kleine Plantage? Ja, da werden Experimente zur unterirdischen Zucht von Pflanzen durchgeführt. Am Ende der Tour wurde die Gruppe schließlich dem Härtetest unterzogen: Alle Teilnehmer erhielten eine Kerze und sollten sich im Gänsemarsch durch einen sehr engen, etwa 100 Meter langen Gang kämpfen (Teilnahme war allerdings freiwillig). Dabei musste man immer schön aufpassen, dass man mit der Kerze der Kleidung der vorangehenden Person nicht zu nahe kam. Die Evakuierung brennender Menschen hätte sich in diesen kompakten Umfeld doch als eher problematisch erwiesen.
Zur Belohnung fand sich die Gruppe dann in einer atmosphärischen Zisterne wieder, die einen schönen Abschluss der Führung darstellte. Und dann ging es zurück an die Oberfläche. Klugerweise endete die Tour in einem kleinen Laden mit allerlei Souvenir-Optionen. Nach dem Erwerb eines deutschsprachigen Buches über den Untergrund Neapels begaben wir uns zurück in das Gewusel der Stadt. Fazit: „Napoli Sotterranea“ sollte bei keinem Besuch Neapels fehlen. Die etwa anderthalbstündigen Touren starten täglich zu verschieden Zeiten am Piazza San Gaetano. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.