Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Nachdem die unterirdischen Aktivitäten des Menschen über Jahrtausende hinweg auf einem relativ niedrigen Niveau verharrt hatten, kam es im 19. Jahrhundert zu einem großen Aufbruch in den Untergrund, einer Phase hektischer Betriebsamkeit, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein reichte (und in vielerlei Hinsicht auch jetzt noch anhält). Der Auslöser dieser Entwicklung war die industrielle Revolution, die in Großbritannien zwischen 1750 und 1780 ihren Anfang nahm. Sie wurde von einem Energieträger vorangetrieben, der hauptsächlich unter der Erde zu finden war: Kohle. Die zahllosen neuen Fabriken und später auch die neue Eisenbahn mussten mit Unmengen dieses Rohstoffes versorgt werden. Die Vorräte an der Oberfläche waren schnell verbraucht. Somit drang ein ganzes Heer von Bergarbeitern unter erbärmlichen Bedingungen immer tiefer in den Untergrund ein. Gase, Deckeneinstürze, Wassereinbrüche und andere Arbeitsunfälle forderten unzählige Opfer.
Fast ebenso gefährlich waren die Arbeitsbedingungen in den Tunneln, die in großer Zahl in hügeligen oder gebirgigen Regionen für die Eisenbahn durch das Gestein getrieben wurden. Auch hier gab es regelmäßig Tote und Schwerverletzte. Zugleich galten diese Tunnelbauten als Avantgarde moderner Technik, als – im wahrsten Sinne des Wortes – großer Durchbruch. Die Eingänge dieser Tunnel waren oft mit pompösen Portalen versehen, die den technischen Fortschritt verherrlichten. Zu den Höchstleistungen jener Zeit gehören die bis zu 19 Kilometer langen Tunnel, die in den Alpen gebaut wurden (Mount Cenis, St. Gotthard und Simplon) und Sir Brunels bahnbrechender Tunnel, der in London unter der Themse hindurch führte. Brunel hatte erfolgreich weiche, stark wasserhaltige Erde durchtunnelt und damit eine alte technische Schallmauer durchbrochen.
Zugleich fand in den aus allen Nähten platzenden Großstädten Europas seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein wahrer Großangriff auf den Untergrund statt. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstand vielerorts die moderne urbane Infrastruktur. Der mit großem Aufwand durchgeführte, oft größeren Epidemien (Cholera!) folgende Bau moderner Kanalisationen und Wasserversorgungssysteme transportierte die Bewohner der Metropolen von fast noch mittelalterlichen hygienischen Zuständen in die weitgehend „keimfreie“ Welt des 20. Jahrhunderts hinein. Danach war ein schlagartiger Rückgang jener Infektionskrankheiten zu verzeichnen, die zuvor die Bewohner ärmerer Stadtteile permanent bedroht hatten. London erhielt seit 1859 eine moderne, leistungsfähige Kanalisation, Hamburg schon in den 1840ern und Berlin in den 1870ern. Etwa zur selben Zeit wurde das alte, rudimentäre System New Yorks modernisiert.
Die anderen neuen Systeme, die im Untergrund gebaut wurden, verbesserten die Lebensumstände der Städter ebenfalls drastisch: Gas, Strom, Rohrpost und Telefon veränderten den Alltag der Stadtbewohner mehr als alle Erfindungen der vorherigen Jahrhunderte zusammen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass diese Innovationen oft gegen erheblichen Widerstand durchgesetzt werden mussten. Schließlich verschlang der Bau der modernen städtischen Infrastruktur Unsummen an Geld – der Staat war oft nicht willig oder fähig, das nötige Kapital aufzubringen. Darüber hinaus bedeutete die Einführung neuer Technik zumeist auch, dass bestimmte Interessen geschädigt wurden. So konnte zum Beispiel der Bau eines Tunnels unter einem Fluss hindurch die Schiffer, die die Menschen zuvor über das Wasser gebracht hatten, in den Konkurs treiben.
Die größte technische Herausforderung war der Bau von U-Bahnen, ein Vorhaben, das die Krönung der unterirdischen Aktivitäten jener Zeit darstellte. Dieses Projekt konnte zuerst nur von der damaligen technischen Supermacht realisiert werden: Großbritannien. Nur dieses Land verfügte über das notwendige Kapital, die industriellen Kapazitäten, den politischen Willen und das Know-how. Die erste U-Bahnstrecke wurde 1863 in London eröffnet, Jahrzehnte vor den Metros der kontinentaleuropäischen Städte, und etablierte sich schnell als preisgünstiges Massenverkehrsmittel – obwohl der Bau der Strecken mit einer massiven Belästigung der Anwohner verbunden war. Da es zu jener Zeit nämlich noch keine effizienten Schildvortriebsmaschinen gab, wurde die U-Bahn nach der „cut and cover“-Methode gebaut: Man hob tiefe Löcher aus, baute die Tunnel in diese hinein und bedeckte das Ganze mit Erde. Erst dann konnte der Straßenverkehr wieder fließen. Um die Jahrhundertwende wurden U-Bahnsysteme dann auch in kontinentaleuropäischen Städten wie zum Beispiel Budapest, Paris und Berlin gebaut. Die unter Stalin erbaute Moskauer Metro erregte wegen ihrer grandiosen, kunstvollen Ausgestaltung viel Aufsehen. Sie sollte von der kommunistischen Utopie künden – einer Utopie, die freilich für die am Bau beteiligten Arbeiter, unter denen sich viele Gefangene befanden, aufgrund der inhumanen Arbeitsbedingungen eher die Hölle war!
Einen interessanten Aspekt unterirdischer Architektur stellen die Brauereigewölbe dar, die zu jener Zeit zum Beispiel in Berlin gebaut wurden. Die industrielle Revolution hatte auch die Produktionsmethoden der Brauereien nachhaltig verändert und erlaubte die Herstellung größerer Mengen innerhalb kurzer Zeit. In Berlin erlebte damals das untergärige Bier seinen Durchbruch. Als problematisch erwies sich dabei jedoch, dass Sorten wie das Untergärige sich bei normalen Temperaturen nicht lange hielten und es noch keine Kühlmaschinen gab. Aus diesem Grunde wurden große unterirdische Gewölbe gebaut, in denen das Bier länger frisch blieb. Bestimmte architektonische Tricks und die Einlagerung von Eis sorgten für zusätzliche Kühlung. Die Gewölbe waren teilweise mehrere tausend Quadratmeter groß und beeindrucken selbst heutzutage noch durch ihre Geräumigkeit. Erst ab den 1880ern wurden Maschinen eingeführt, die künstliche Kälte erzeugen konnten.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts verfügten die meisten großen europäischen Städte über eine funktionierende unterirdische Infrastruktur. Für sie hatte der Aufbruch in den Untergrund ein erstes Ende gefunden. Andere Metropolen warten noch immer: Vor allem in den Entwicklungsländern verfügen viele Städte nicht einmal über eine funktionierende Wasserversorgung oder Kanalisation. Sie konnten sich den großen Sprung in den Untergrund bis jetzt noch nicht leisten.