Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Interview mit dem Untergrund-Photographen
Kermit Berg gehört zu den führenden Photographen, die den Untergrund thematisieren. Dabei konzentriert er sich vor allem auf die U-Bahn. Seine Bilder wurden vor kurzem im Berliner Stadtmuseum und in den Potsdamer Platz Arkaden ausgestellt. Die Leitmotive seiner Photos sind Bewegung, Farbe, Licht und Metall; sie haben einen technischen, mechanischen Ausdruck. Menschen sieht man zumeist nur als verwischte Schatten. Damit unterscheiden sich seine Bilder sehr von der vorherrschenden künstlerischen U-Bahn-Photographie, die sich auf den Menschen konzentriert. Teilweise fügt Berg seine Bilder auch zu Collagen zusammen.
unter-berlin:
Herr Berg, Sie leben in New York, halten sich aber oft in Berlin auf. Was interessiert Sie als Photograph an dieser Stadt?
Kermit Berg:
Mich interessiert vor allem die Berliner U-Bahn ...
unter-berlin:
Aber die New Yorker U-Bahn ist doch sicher viel größer und interessanter, oder?
Kermit Berg:
Nun, die New Yorker U-Bahn war sehr lange ein lautes, kompliziertes, unangenehmes und teilweise auch gefährliches Verkehrsmittel. Auch in Chicago habe ich die U-Bahn als veraltet erlebt, sie fuhr immer mit einem „clickety clack“-Geräusch durch die Stadt. Als ich dann zum ersten Mal in Berlin war, fuhr die U-Bahn dort leise und sanft. Das hatte schon etwas ... Sinnliches an sich.
unter-berlin:
Und die U-Bahn ist das wichtigste Motiv in Ihrer Photographie?
Kermit Berg:
Ja, denn es ist ein Ort, an dem man allein sein kann – auch wenn man auf einem Bahnsteig in New York steht und 300 Menschen sich um einen herum befinden.Man kann denken. Man ist allein, aber nicht einsam.
unter-berlin:
Wenn man Ihre Photos mit der üblichen U-Bahn-Photographie vergleicht, fällt einem auf, dass bei Ihren Bildern vor allem die Materie im Vordergrund steht ...
Kermit Berg:
Das hängt damit zusammen, dass ich die U-Bahn als ein großes Projekt der öffentlichen Infrastruktur bewundere. Denn für ihren Bau und Betrieb müssen zahlreiche Aktivitäten miteinander koordiniert werden. Was mich auch an der U-Bahn fasziniert, ist Folgendes: Man fährt mit dem Zug in eine Station hinein, erlebt sie kurz und intensiv – und dann fährt man wieder heraus, alles ist plötzlich weggewischt. Man ist dann wieder im schwarzen Tunnel, wie in einer Höhle.
unter-berlin:
Nun die große Glaubensfrage, Herr Berg: Warum haben Sie sich für eine digitale Kamera entschieden? Viele professionelle Photographen schwören ja immer noch auf den traditionellen Film!
Kermit Berg (lacht):
Die Qualität des Filmes werden wir mit digitaler Photographie nicht erreichen! Aber das Digitale hat etwas sehr Direktes an sich und ich kann die Bilder am Computer bearbeiten. Außerdem erlaubt eine digitale Kamera spontane Aufnahmen ohne Blitz und Stativ, da die Verschlusszeiten sehr kurz sind.
unter-berlin:
Wie viele Soloausstellungen hatten Sie bis jetzt, Herr Berg?
Kermit Berg (denkt nach):
Etwa 15 bis 20.
unter-berlin:
Und wann kann man Ihre Photos in einem Buch bewundern?
Kermit Berg:
Über einen Bildband würde ich mich sehr freuen. Momentan ist noch nichts Konkretes in Sicht, aber ich möchte mich bald darum kümmern. Es ist auch schwierig, weil die Leute im digitalen Zeitalter mit Bildern übersättigt sind. Und vielleicht ist der Nachteil bei meinen Photos, dass dort eben keine Menschen zu sehen sind.
unter-berlin:
Aber das ist doch gerade das Besondere an Ihren Bildern! Unsere letzte Frage, Herr Berg: Was würde Sie unserem Photographen raten, wenn er demnächst mit seiner Kamera unter die Erde geht?
Kermit Berg:
Auf die Details achten! Denn die werden oft ignoriert.
unter-berlin:
Herr Berg, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.
Bergs Werk kann unter www.KermitBergStudio.com eingesehen werden.