Die Stadt Stettin (Szczecin) liegt im Nordwestens Polens und ist von Berlin aus mit dem Zug in etwa...
Der Umgang mit NS-Bunkern sorgte in Berlin immer wieder für politischen Zündstoff.
Die industrielle Revolution und das damit verbundene explosionsartige Wachstum der europäischen Städte führten seit dem späten 18. Jahrhundert zu einem beispiellosen Vorstoß in den Untergrund: Die neuen Maschinen fraßen Unmengen von Kohle, die aus dem Boden geholt werden musste. Der Bau von Kanälen für die Schifffahrt und von Eisenbahnstrecken machte zahllose Tunnel notwendig. Die Wasserversorgung, die Kanalisation, die U-Bahn, die Rohrpost, Gas, Strom ... heutzutage kann man sich kaum noch das immense Ausmaß der Tätigkeit vorstellen, die sich damals innerhalb weniger Jahrzehnte unter der Erde entfaltete. Der Mensch ergriff Besitz vom Untergrund, um große Teile der Infrastruktur dort unterzubringen. Was sich unten befand, konnte oben nicht im Wege stehen!
Wie wirkte sich diese Entwicklung auf die Sichtweise des Untergrundes aus? Insgesamt ist festzuhalten, dass die Arbeit unter der Erde damals wie heute besondere Anforderungen an Mensch und Maschine stellte. Der Bergbau hatte schon seit langer Zeit gelehrt, dass der Untergrund keine Fehler verzeiht. Wassereinbrüche, Deckeneinstürze, Gase und Brände können unter der Erde schnell tödliche Konsequenzen haben und immense Sachschäden herbeiführen. Deswegen wurden damals im Untergrund meistens die modernsten technischen Geräte eingesetzt. Der Untergrund war Hightech, er stellte die wissenschaftliche Avantgarde dar, symbolisierte den Fortschritt! Dieses Motiv wurde oft auch in zeitgenössischen utopischen Romanen aufgegriffen, die den Untergrund als eine von Technik beherrschte Welt zeigten, in der die Natur keine Rolle mehr spielte.
In der Fachliteratur ist mitunter zu lesen, dass die Arbeiter, die sich damals in den Untergrund gruben, manchmal befürchteten, dass sie dort tatsächlich irgendwo auf die Hölle stoßen könnten. Diese Ängste sollen zudem – auch wenn man es nicht wörtlich so ausdrückte – oft hinter den Einwänden gesteckt haben, die damals zum Beispiel gegen die U-Bahn erhoben wurden. Solche Annahmen sind aber mit Vorsicht zu genießen. Schließlich war der Bergbau bereits im 18. Jahrhundert sehr tief in die Erde eingedrungen – ohne auf den Leibhaftigen zu stoßen!
Gleichzeitig eröffnete sich während der industriellen Revolution aber tatsächlich eine neue Dimension des Untergrundes, die durchaus „höllische“ Züge trug: Wie bereits beschrieben, war die Arbeit unter der Erde stets gefährlich, es gab immer wieder tödliche Unfälle. Diese Unglücke wurden oft aber nur im regionalen Umfeld des Bergbaus zur Kenntnis genommen. Durch die Industrialisierung wurde nun aber plötzlich an vielen Orten unter der Erde gearbeitet. Und wenn man dort auch das modernste Material einsetzte, so kam es dabei doch immer wieder zu Katastrophen. Während Arbeitsunfälle an der Oberfläche bereits verheerende Auswirkungen haben können, potenzieren sich die Folgen, wenn sie an unterirdischen Orten geschehen. Dies hängt damit zusammen, dass die Hitze, der Rauch und der Druck, die bei Bränden bzw. Explosionen entstehen, nicht nach außen entweichen können und sich ihre Wirkung dadurch vervielfacht. Fällt dann noch das Licht aus, haben die Betroffenen kaum eine Möglichkeit, sich zu orientieren. Die Fluchtmöglichkeiten wiederum sind unter der Erde normalerweise sehr begrenzt, während die beengten Räumlichkeiten es schwierig oder gar unmöglich machen, Brände zu löschen und Verwundete zu evakuieren. Hier offenbarte sich der Untergrund somit als ein Ort des Schreckens – eine Bedeutung, die er bis heute nicht verloren hat: Immer wieder gibt es in Tunneln oder in Bergwerken schwere Unfälle mit vielen Toten und Verwundeten. Darüber hinaus hat der Bau der Kanalisation im 19. Jahrhundert dem Untergrund eine zusätzliche negative Bedeutungsebene hinzugefügt: Die Unterwelt als ein Ort, in dem sich der Schmutz und andere unappetitliche Hinterlassenschaften der Zivilisation ansammeln. Die einzigen Lebewesen, die sich dort aufhalten, sind Insekten, Ratten und sonstige Schädlinge … und Menschen, die auf der Flucht sind.
Der Glaube an die Hölle bzw. unterirdische Hohlwelten wurde, wie erwähnt, im Laufe der Zeit also immer weiter zurückgedrängt (auch wenn verbohrte Menschen natürlich immer behaupten konnten, dass man lediglich noch nicht tief genug vorgedrungen wäre, um jene Orte zu finden). Zugleich bildeten sich im 18. und 19. Jahrhundert in Großbritannien jene Wissenschaften heraus, die den Untergrund systematisch untersuchen: die Geologie, die Archäologie, die Paläontologie und die Höhlenkunde. Diese Lehren waren ursprünglich eng miteinander verflochten. Mit Ausnahme der Höhlenkunde zielen sie primär darauf ab, anhand des Untergrundes die Vergangenheit des Planeten, der Tierwelt und der Menschheit zu rekonstruieren. Die geologischen, biologischen und historischen Vorgänge dieser Welt haben oft Spuren im Untergrund hinterlassen – sie müssen nur entschlüsselt werden! Der Untergrund stellt sich dabei als verschüttete Wahrheit, als geronnene Gegenwart, als Gedächtnis der Erde dar. Bleibt vielleicht noch zu ergänzen, dass die Männer, die damals als waghalsige Avantgarde der modernen städtischen Infrastruktur den Untergrund eroberten, manchmal auf die Reste jener Siedlungen stießen, die ganz am Anfang ihrer stolzen Metropolen gestanden hatten. Und mitunter bestaunten sie auch den Stoßzahn eines Mammuts oder andere Reste urzeitlicher Tiere, die lange vor dem Menschen diese Welt bevölkert hatten.
Die Erfindung der elektrischen Glühbirne verlieh dem Unterwelten-Tourismus übrigens einen neuen Schub. Nun musste man keine Fackeln mehr tragen, um unterirdische Orte zu sehen! Dabei war die künstliche Beleuchtung, anfangs noch relativ teuer und für viele Menschen unerschwinglich, oft schon für sich eine Sehenswürdigkeit! Das Spektrum der unterirdischen Orte umfasste dabei keineswegs nur Höhlen, sondern auch die neuen Kathedralen der Technik, die man unter der Erde errichtet hatte: Tunnel, Bahnhöfe, Wasserwerke und andere Bauten. Hier konnte der Untergrund als eine „sublime Wunderwelt“ erlebt werden.